#1: Liar

Bei seiner Berührung zuckte sie doch leicht zusammen. Unter Wölfen waren solche Bezeugungen zwar Brauch und Sitte, doch sie konnte nicht verbergen, das es jedes Mal unerwartet für sie kam, als sei sie nicht als Wolf geboren, nur in diesem Körper gefangen.
Er war ihr nach gelaufen, was ein leicht erheitertes Lächeln ihre Züge erhellen ließ. "Auf ein Wort? Ich hoffe doch sehr, dass es mehr sein werden. Denn für ein Wort reicht diese Nacht nicht." Ein Widerspruch an sich waren ihre eigenen Worte. Dennoch war sie sich beinahe sicher, das er verstand, was sie sagen wollte. Sie erhob sich von dem trockenen Boden, schüttelte kurz ihr Fell. "Ein oder Tausend Worte, ich höre euch zu - nur nicht hier. Ganz gleich wie weit ihr gelaufen seid, selbst die Bäume können hier hören.", murmelte die junge Fähe, ehe sie sich langsam in Bewegung setzte, den Abstand zu ihrem Rudel vergrößerte, und schließlich stehen blieb. "Muss ich Angst haben mit Euch allein zu sein?" Selbstsicher ließ sie sich auf den Boden sinken, entblößte ihren weichen Bauch vor ihm , was jedoch kaum ein Zeichen ihrer Unterlegenheit zeigen sollte, ehr als Herausforderung galt. Cyalí ließ ein helles, doch sanftes Lachen erklingen, ehe sie wieder auf vier Beinen stand. "Nehmt mich bloß nicht all zu ernst, mein Humor ist so trocken wie der Boden hier. Doch kommen wir nun..zu den Worten. Einiges scheint ihr uns verschwiegen zu haben. Meine wertes Schwesterherz ist nicht darauf gekommen, mh? Oder hat sie es nicht bemerkt?" Cyalí näherte sich ihm wieder. Ihr Blick fiel auf seine Narbe, ehe er in die leuchtend blauen Augen sah. Einige Fische ließen ihre Schuppen in demselben prachtvollen Blau schimmern. "Was habt Ihr verbrochen, um so gezeichnet worden zu sein?", erkundigte sie sich bei dem Rüden, leckte ihm beschwichtigend über die Lefzen. "Ich verrate es niemandem, doch ich bitte euch, eine geeignete Ausrede für jeden anderen anzufertigen. Eine Narbe in solcher Form ist durch Zufall doch ..recht selten." Voller Neugier sah sie erneut in die Augen des Rüden.

Sylár nickte stumm. Natürlich hatte er verstanden, was sie damit hatte ausdrücken wollen. Er setzte ihr nach, den Blick auf ihre Hinterläufe gerichtet. Auch ein Wort, oder auf tausende... hallte es in seinem Kopf, er rief sich die Stimme der Fähe in Erinnerung. Sie war wie das leise Knistern des Laubes, ein in gewisser Hinsicht vertrauter Wohlklang, der seinen Sinnen schmeichelte.
"Ob ihr Angst vor mir habt, oder es haben müsst, liegt ganz bei Euch, Cyalí. Ich für meinen Teil bin nicht darauf aus, Blut zu vergeießen. Oder Euch auch nur ein Haar zu krümmen." stellte er fest, den Blick nun auf das hübsche Antlitz der Weißen gerichtet.
"Und Euer Schwesterherz dürfte es noch nicht bemerkt haben. Zumindest nicht so wie Ihr es bewusst wahrgenommen habt. Sie hat mich danach gefragt. Mehr nicht.
Nun... In meiner Jugend habe ich.... Dummheiten gemacht. Und damit hatte der Alpha keine Freude." endete er.

"Mein Blut zu vergießen wäre in jeglicher Hinsicht nicht ratsam.", gab sie ihm ruhig wieder, lauschte kurz seinen Worten.
"Sie hat gefragt, aber nicht mehr Auskunft erhalten als ich?",fragte Cyalí nun nach, denn ihr war doch bewusst, das er ihr den wahren Teil vollends verschwieg, die Schneeweiße mit diesen umschreibenden Worten zufrieden zu stellen. "Dummheiten also? " Ein heiteres Lächeln huschte über die samtenen Lippen der jungen Fähe. "Nun, Dummheiten habe ich bisweilen auch angestellt, bin deshalb aber nie verbannt worden oder gar geflohen. Aber lassen wir das Thema fallen, es ist nicht weiter von Bedeutung. Greift nur hier nicht auch nach Dummheiten - die alten Gesetzte gelten überall, wo der Glaube an die großen Götter noch herrscht.", erwiderte die zierliche Weiße, ließ sich erneut auf dem Boden nieder. "Ihr seht erschöpft aus, wollt ihr Euch nicht zu Schlafe legen? Wenn die Höhle Euch nicht beliebt - was ich durch aus nachvollziehen kann - so könnt ihr Euch gerne zu der Weide begeben. In ihrem Schoß sitzt ein recht bequemer Schlafplatz, eine Mulde, die gerade groß genug für euch sein könnte. " Cyalí musterte ihn von der Seite, ehe sie den Kopf auf die Vorderpfoten ruhen ließ. Noch haftete die Müdigkeit nicht auch an ihr, klammerte sich krampfhaft an jedes andere Wesen, nur nicht an sie.

"Nein, ich habe Dummheiten entgültig abgeschworen. Zumindest jenen, die mich mein geschundenes Leben kosten könnten." er zwinkerte der Fähe schelmisch zu, den Blick ließ er danach jedoch gleich zum Himmel wandern. Unzählige Sterne funkelten am Firmament, doch der hellste Stern war die Träne Sialars, der Göttin. Er wieß den Weg in den Norden, zurück in Sylárs Heimat...
"Ich denke, ich kann erlich zu euch sein, oder? Nungut. Ich habe nicht vor, zu viel über mich preiszugeben. Es könnte gar... blutig enden. Und wie schon gesagt bin ich nicht darauf aus, Blut zu vergießen- auch nicht das meine. Und so lange ich nicht weiß, wer mein Vertrauen verdient, werde ich mir, wie Ihr es mir geraten habt, eine passable Ausrede ausdenken. Zumal ihr mit der Zeit bestimmt selbst den Grund für diese Narbe heraus finde. Spätestens dann, wenn Euer werter Vater es tut." er lächelte müde, ließ sich auf seine Hinterläufe sinken. Doch in seinen Augen glühte noch immer die Flamme des Lebens. "Ja, ich bin tatsächlich müde. Zu fliehen zehrt an den Kräften, wisst Ihr, Cyalí? Vielleicht werde ich wirklich die besagte Mulde aufsuchen." murmelte er, erhob sich wieder. "Ich hoffe doch ich mache Euch damit nicht den Schlafplatz streitig?"

"Ich hoffe doch, Ihr werdet den Preis Eures bedeutngsvollen Lebens noch länger zahlen können, denn ich habe vor, noch mehr über Euch zu erfahren, ob ihr wollt oder nicht.", gab sie dem jungen Rüden in süßlichem Ton wieder, ehe sie sich nun wieder erhob.
"Natürlich, Ihr könnt mir vertrauen vorerst zu mindest." Halb ernst halb Scherz waren ihre Worte, doch, wenn man die letzten drei Worte aus dem Satze strich war es kein Witz mehr. Sie hatte nicht vor ihn zu verraten, denn Cyalí begehrte mehr über ihn zu wissen. Dabei gab es nichts, was sie hätte verunsichern können.
"Ja, doch mein Vater wird es nie erfahren, solange ihr Euren Verstand sprechen lasst, und ihm stet's vorraus seit. Er ist an Klugheit kaum zu übertreffen, wie mir dann und wann erscheint, doch selbst er wird zu anfangs zumindest Eurem Trug erliegen. Das besagt die Stimme meiner Hoffnung zumindest." Versonnen lächelte die junge Fähe, ließ den Blick von ihm abfallen, auf den Boden, da ihre Worte doch leicht beschämend schienen. Cyalí schritt auf den Rudelplatz zu, sprach dennoch weiter, egal ob er ihr folgen würde oder nicht. "Wegrennen wie die Beute selbst? Ja, ich denke, ich weiß, wovon ihr redet. Auch wenn ich nie in dieser Rolle steckte, und es hoffentlich nie tun werde." Sie wand ihren Blick kurz zu ihm um, als erdie Besorgnis aussprach, ihr damit den Schlafplatz zu entwenden. "Ich werde schon etwas Passenderes finden als diese stickige Höhle, und wenn nicht, nun dann wird mein Blick über Euch Wache schieben, und mein Verstand Euer Schicksal zu begreifen ersuchen. " Verschwörerisch lächelte die junge Fähe, ehe sie weiter voran schritt.

Die beiden Wölfe verschwanden in der Dunkelheit. Auch an ihr kitzelte die Müdigkeit, sollte sie doch tatsächlich zum Schlafen bringen. "Meinetwegen." murmelte sie vor sich hin. Auch wenn ihr Keiner mehr zuhörte, sie musste es los werden. Müde gähnte sie, ihr Haupt konnte sie kaum noch halten. Kilén schüttelte sich leicht, ehe sie auf einen kleinen Stein sprang. Danach auf den nächst Größten. Bis sie oben an der Höhle ankam. Cyalí war noch nicht da gewesen und so konnte die junge Fähe mühelos, breit machen, den Platz ausnutzen der ihr diese Nacht geschenkt wurde. Es war schon sehr spät gewesen, darum dauerte es auch nicht lange bis sie ihre Augen endlich schloss.
In der Illusion versank, die ihre Vorstellungskraft bei weitem überrakte.

Sylár umrundete die Fähe, fixierte sie mit seinem eisigen Blick. "Nungut, Cyalí. Ich vertraue dir. Aber sag mir, meine schöne Alphastochter... Vertraust du mir? Einem verbannten? Einem Verräter? Einem Geächteten, womöglich einem Massenmöder oder Auftragskiller? Sag mir, Cyalí..." er entblößte seine Reißzähne, grinste mysteriös. "Vertraust du mir? Dein Schwesterherz tut es... soweit ich das beurteilen kann." Das Grinsen wurde breiter, als er sich Cyalí noch um zwei, drei Schritte näherte, vorsichtig an ihrem Pelz schnüffelte. "Du könntest um Hilfe schreien... Dein ganzes Rudel würde mich in der Luft zerfetzen und... "
Er räusperte sich und trat zurück. Hatte er es etwa zu weit getrieben?
"Nun... verzeih mir, Cyalí. Aber verstehst du, was ich dir sagen will? Ich bin eine Gefahr. Wenn dein Vater beschließt, mich hier bleiben zu lassen und du dich mit mir abgibst... er aber irgendwann hinter mein... Geheimnis kommt oder es gar durchschaut... dann sieht es schlecht für dich aus." versuchte er zu erklären.
"Ich bitte dich ein weiteres Mal um Verzeihung für mein unangebrachtes Verhalten. Es geziemt sich nicht, so mit der Person zu sprechen, die mir eine zweite Chance ermöglicht. Er ließ sich zu Boden sinken, rollte sich auf den Rücken. Ungeniert entblößte er der Fähe Bauch und Kehle.
"Sollte ich jemals in deiner Schuld stehen, was ich eigentlich auch jetzt schon tue... Dann hast du etwas gut bei mir. Eine Frage zum Beispiel, bezüglich meiner Erfahrungen. ich würde sie dir bis ins letzte DEtail beantworten. Immerhin... kann ich dir vertrauen." er zwinkerte ihr sanft zu.
"Ich würde mich im übrigen darüber freuen, wenn... du... -darf ich dich dutzen?- an meinem Bett wachen würdest. Wenn du es mir schon abietest... ich bin nicht der Typ Wolf, der angebote ausschlägt."

Erheitert lachte die zierliche Fähe auf, als er sie zu Uurunden begann. "Was soll das nun für ein Spiel werden? Ja, ich bin voller Leichtsinn, und voller Vertrauen - also ja, ich vertraue dir, wie ein kleiner Welpe seiner Mutter. Nun vielleicht nicht ganz so, aber ich schenkte dir - einem Sünders - Vertrauen und die zweite Chance, die du so begehrst. Ich bin selbst dazu bereit, mir einen Pelz aus Lügen für dich anzulegen, wenn du es wünschst.", gab sie ihm neckend zurück. Cyalí lächelte lieblich. "Wohl möglich tut sie dies.", stimmte sie ihm nun zu, war derselben Meinung wie der junge Rüde. "Das könnte ich. Doch sollte ich dies auch? So würde ich doch nie deine Geschichte erfahren - und ich liebe Geschichten. Ich liebe Märchen, und du bist nun mal ab jetzt ein Teil meiner Geschichte.", entgegnete die zierliche Weiße mit kokettem Lächeln auf den zarten Lippen. "Das stimmt, du bist wirklich kein Gentleman."
Cyalí trat auf ihn zu, nickte leich, ehe sie sich zu seiner Kehle hinunter beugte, die perlweißen Zähne entblößte. "Was würdest du tun, wenn ich jetzt versuchen würde zu zu beißen, hm?", erkundigte sich die junge Fähe. "Da du ja in meiner Schuld stehst, solltest du mir diese Frage doch beantworten.." Lächelnd entfernte sie sich wieder von dem Rüden. Cyalí lachte auf. Ein Gerauch, welches glockenhell und sanft zugleich war, ein zartes Geräusch, dessen Melodie doch so lieblich klang. "Das kannst du ruhig. Das Dutzen ist ohnehin sehr viel schöner. Mhm, gut, wie du es verlangst. Ich werde gerne an deinem Bett wache schieben, und aufpassen, das du keine weiteren Dummheiten begehst.", murmelte sie neckend.

"Was ich machen würde, wenn du zubeißt? Mich über deinen grundlosen Angriff wundern, denke ich. Und dich womöglich auf den Rücken werfen, dir drohen und dich dann zurück lassen. Wenn du dich zu stark zur Wehr setzt, werde ich wohl oder übel meinen Pelz retten müssen." antwortete er ihr, so wahrheitsgetreu, dass er selbst nicht für möglich gehalten hätte. "Du bist eine Fähe, wenn auch eine besonders schöne. Du und deine Schwester sehen atemberaubend aus, hat euch das schon mal wer gesagt? Nungut, ich will nicht weiter abschweifen. Und ich habe nicht vor, mich einem Wolf zu unterwerfen, der mir an Erfahrung, Gewicht und Kampfkraft unterlegen ist. Deinen Verstand lasse ich hierbei außer betracht, denn so scharfsinnig er auch sein mag, er wird dir in einem Zweikampf nicht viel nützen. Ich denke sogar, dass ich ein Auge auf die und Kilénchen werfen werde. Man muss euch blutjunge Damen immerhin beschützen." hierbei zwinkerte er schelmisch, ehe er unterwürfig über die Lefzen der Weißen leckte. Doch selbst ein Welpe hätte den Mangel an Ernst an diesem Verhalten bemerkt. "Vielleicht... unterwerfe mich ja doch. Ein ander mal. Aber ich denke wir sollten das auf Morgen verlegen. Denn dein Schwesterherz soll ja nicht eifersüchtig auf dich werde, hm?"
So verzog der Wolf sich in Richtung der kleinen Lichtung, wollte sich zu der besagten Weide begeben, neben deren Wurzeln er es sich gemütlich machen wollte. Tatsächlich fand er dort die Mulde vor, von der Cyalí gesprochen hatte. Er gähnte herzhaft, furchte dann mit seiner Pfote vorsichtig den Boden auf, ehe er sich niederließ um bis zum Sonnenaufgang zu schlafen.

Cyalí nickte lediglich. "Du hälst mich für eine Fähe? Eine Fähe, deren Kraft, Geschicklichkeit und Verstand sich nicht mit dem eines Rüden messen kann? Nun, dann nicht verwunderlich, das du schon einmal so..auf die Nase gefallen bist. Hat dir schon einmal jemand unterbreitet das du ein loses Mundwerk hast und dazu noch vorurteilreich?`", erwiderte die zierliche Fähe kühl, war doch sichtlich beleidigt von solch frefelhafter Wortwahl. "Natürlich. Weiß Gott wie viel ich dieses Kompliment schon zu hören bekommen habe. Aber was ist Schönheit? Ist die Ausstrahlung dabei nicht weit aus wichtiger, hm? Obwohl nein. Für die meisten zählt nur das Äußerliche und der Rang - der Rest schein weniger interessant, und nur beiläufig betrachtet.", klärte sie den Rüden auf, war wenig überzeugt von seinen - dennoch zart schmeichelhaften - Komplimenten. "Pf! Du willst mir in Erahrungen vorraus sein? Ein Rüde, der glaubt Kraft würde den Verstand schlagen? In einem Kmapf geht es um viele Dinge : Verstand, Takti, Stärke - aber besonders auch Glück, Glück das die Göttin einem gnädig ist.", zitierte Cyalí eine Freundin, welche ihr so einiges auf geheimen Ausflügen vor einem Jahr gelehrt hatte, bis sie..nun ja..einem Elch zum Opfer gefallen war. Keine wirklich schöne Erinnerung. Mit einer ruckartigen Bewegung warf sie den Rüden zu Boden, drückte ihm mit der Pfote für wenige Sekunden die Luft ab. "Ja, überlegs dir ruhig. Ist ja nicht so, als ob ich dein kleines Geheimnis bei mangelndem Respekt verraten würde.", knurrte Cyalí unwirsch, ehe sie sich von ihm entfernte. " Leugne es nur, ich hab dich ja nur kalt erwischt, nichts weiter. In jedem anderen Kampf hättest du mich geschlagen ..blablabla. Arrogante Rüden!", murmelte die junge Fähe vor sich hin, schlug doch nicht den WEg zur Weide ein, den der Graue ging. Stattdessen steuerte sie auf die Rudelhöhle zu, war nun doch sichtlich erregt über das spielerische Verhalten Sylárs. Wie konnte er es nur wagen, sich derartig über sie lustig zu machen? Sie, eine Prinzessin, die zu allem überfluss noch eine Eingeweihte war. Und doch zog sie nichts zum Rudel, so rollte sie sich in der Mitte des Platze ein. Ungeschützt, jeglicher Gefahr trotzend. In voller Inbrunst ihrer Wut verbarg die zähneknrischend ihre Schnauze unter der Rute, schloss die Augen schließlich, um nicht von den erregten Gedanken an den Grauen loszukommen.

Vögel zwitscherten, ließen die Erde in einer himmlischen Melodie erscheinen. Kleine Sonnenstrahlen kitzelten die Nasenspitze Kilén´s. Munter schmatzte sie, versuchte den ekligen Morgengeruch zu unterdrücken. Müde streckte und reckte sich die Fähe, bis sie sich sanft schüttelte und zum See begab.
Die Sonne war bereits aufgegangen, die das Fell der Grauen funkeln ließ, noch dazu erschien der See erfrischend und gerade zu kühl. Als Kilén am See ankam und ihre Nase in ihn steckte, schreckte sie zurück. Er war keinesfalls erfrischend, nein eiskalt war er gewesen. Einen Schluck musste Kilén nehmen. Schon spürte sie wie sämtliche Geschmackszellen zu neuem Leben erwachten. Es war ein angenehmes Gefühl für die Kleine. Plötzlich war dieses drückende Gefühl in ihrem Maul weg und das erfreute sie.
Der Wind wehte um ihre winzige 'Mähne', welches sie gerne als Fell oder Pelz bezeichnete. Kilén fiel Sylár wieder ein und ihr Vater. Ob er sich schon entschieden hat? Die Fähe war sich nicht sicher, denn ihr Vater war noch nicht wach. An solchen Tagen schlief er immer besonders lange, um vernünftig über solche Sachen nach zudenken. Trotzallem war sich die Fähe sicher, dass der Rüde sich Zeit lassen konnte.
Bei solchen Entscheidungen ließ sich der Alpha immer besonders viel Zeit. Er musste über alles Nachdenken. Konnte ein Rudelmitglied etwas dagegen haben, zu welchem Rang soll er bei einer Aufnahme zählen und soweiter.

Sylár war schon vor den Morgenstunden aufgewacht, hatte den Sonnenaufgang beobachtet. Der glühende Ball hatte sich über den Wipfeln der Bäume erhoben, tauchte die morgendliche Welt in nebliges Licht. Es war ein wunderschöner Anblick. Doch kreisten seine Gedanken um andere Dinge. Cyalí wollte ihn nicht mehr aus dem Kopf gehen. Hatte er sie am Vorabend etwa verletzt und gekränkt? Sein Blick fiel auf die Weiße, die, völlig alleine, in der Mitte der Lichtung lag und schlief. Er zögerte einen Moment, erhob sich dann jedoch und schlenderte zu der Weißen.
Er näherte sich mit seiner Schnauze ihrem Ohr. "Verzeih mir, Prinzesschen. Meine Worte gestern Abend... sie waren Komplimente. Ach... und danke. Für alles." Mit diesen Worten verzog er sich wieder, wusste, dass sie ihn gehört hatte.
Dann wollte er sich auf den Weg zum See machen, den Kilén ihm gestern gezeigt hatte. Es war ein wunderbarer Ort, perfekt für ein morgendliches Bad und eine kühle Erfrischung.
Zudem war ihm aufgefallen, dass die Braune nicht im Lager war. Ob er sie am See finden würde?

Ein Vogel schwebte über Kilén Kopf, setzte sich gerade auf diesen. "Was zum...?" Sie verstummte, jagde dem elenden Vogel hinterher. "Komm her du dummes Vieh!" schrie sie, ehe das Tier wegflog. "Komm nie wieder. Hörst du? Wenn du mir noch einmal auf dem Kopf rumturnst, dann schwäre dir die Göttin." schrie sie aufgebracht. Konnte es so etwas geben? Kilén, die Prinzessin, griff ein Vogel gewaltsam an? Nein, das konnte und durfte es nicht geben. Zwar wusste niemand was so ein Vogel dachte, jedoch konnte sich die Wölfin es schon denken. Hach. Juhu. Jetzt hab ich die Alte geärgert. Jipi.Konnte sich die Wölfin unter Umständen gut vorstellen das ein dummes Vieh, wie dieser Vogle es war, so etwas dachte.
Keinesfalls wollte sie ein Vorurteil erstatten, aber es würde ja sowieso niemals einer wissen können was ein Vogel so dachte.
Total in Gedanken versunken stand sie einsam vor dem See, der gerade in allen Farben leuchtete. Verwirrte schüttelte Kilén ihren zarten Kopf. Sie durfte jetzt nicht verwunderlich werden. Als Königin musste sie noch alle Pfoten beisammen haben. Genüsslich nahm sie noch einen Schluck vom Wasser, bis sie sich über die Lefzte leckte und die Sonne bewunderte.
Die über alle Köpfe hinweg schauen konnte, die Ferne beobachten konnte. Vielleicht sogar die Göttin war.

Die junge Weiße wurde von der sanften Stimme eines Artgenossen geweckt. Zu wem sie jedoch gehört, konnte sie kaum sagen, war doch zu müde, um nachzusehen, doch nachdem er seine Worte gesprochen hatte, fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. "Sylár.", hauchte die zierliche Weiße, ehe sie verächtlich schnaubte. "Das sagen sie alle.", dennoch klang es zu freundlich, als dass es als Abschlag seiner Entschuldigung hätte gelten können, doch der Rüde war schon weg, ehe er ihre Worte hätte vernehmen können. Und so lag die junge Fähe einfach da, genoss die warme Umarmung der Sonne, die ihren Pelz küsste. Den sanften Wind, der ihr ein Lied vorsang und die grenzenlose Stillen, die sie einkerkerte, die junge Prinzessin in den Turm sperrte, in denen schon viele Menschenprinzessinen verbannt worden waren. Ja, Cyalí konnte es nicht leugnen, sie hatte die Menschen im Welpenalter schon gelauscht, daher ihre Fanatik für die ganzen Geschichten, die Märchen und die alten Lieder. Wohlig seufzte die zierliche Blütenweiße auf, ehe sie aufstand und den weißen Pelz schüttelte. Kleine Staubwolken stoben von ihr aus, ehe sie die Felsen erklamm, und sich den schönsten aller Plätze für diesen atemberaubenden Sonneaufgang sicherte. Den, direkt auf der Höhle. Versonnen betrachtete sie die Synphonie aus Farben, lauschte insgeheim ihrem eigenen Orchester, das die Hintergrundmusik bot. Hart, voller Strenge und doch so lieblich sanft. Cyalí vereinte alles in sich in großem Maße.

Sylár trat an das Ufer des Sees, welcher einer gläsernen Platte gleich ruhig in der Morgensonne ruhte. In Eben diese blickte die braune Prinzessin, die, so, wie Sylár es erwartet hatte, hier anzutreffen war. Er näherte sich Kilén lautlos, ja selbst sein Atem war nicht zu hören, nur, um einen Meter hinter ihr stehen zu bleiben. Lange Zeit blickte auch er der Sonne entgegen, ergötzte sich an ihrem magischen Aussehen. Man munkelte an diesem und jenen Ort der Welt, dass die Göttin Sialar in ihr lebte, somit bei Tagesanbruch jeden Wolf unter ihre schützenden Fittiche nahm.
"Ein schöner Anblick, nicht wahr?" erhob er nun seine kräftige Stimme, aus der jegliche unsicherheit von gestern verschwunden war.
Ja, er fühlte sich tatsächlich besser. Das Schlafen in der Mulde unter der Weide hatte ihm mehr als gut getan und selbst der grauenhafte Hase von gestern war ihm willkommen gewesen. Seine Kraft kehrte langsam aber sicher zurück und die aufgehende Sonne, das rot-orange Licht, das alles schenke Sylár Zuversicht.

Noch immer blickte die Fähe in die Sonne, Unbekümmert und Sorgenlos war sie dabei. Völlig erschreckt wich sie zur Seite. "Wie bitte? Oh. Ihr seid es nur. Ja. Es ist wahrlich ein schöner Anblick. Doch was zieht euch hierher?" Tat so als ob sie den Grund für ihre Frage nicht schon selbst kannte, jeder Fremdling, auch Einheimische, fühlten sich angezogen von dem Anlitz des Sees und der spiegelnen Sonne in ihr. "Sagt mir Sylár war es noch schön mit meiner Schwester? Ich hoffe ihr hattet eine gute Unterhaltung, wobei mein Schwesterherz immer höfflich ist. Keinen Fehler in ihren Worten dazwischen schummelt, was man von anderen nicht sagen kann." Keinesfalls wollte ihre Stimme auf ihn hinweisen, aber es gab wirklich Wölfe, die sich Cyalí und Kilén sehr unhöfflich benahmen.
Kilén rastete schon einmal aus, aber Cyalí blieb die Ruhe selbst, sie war auch die Jenige, die Kilén wieder beruhigen konnte. Bei solch einer Frechheit, konnte die Fähe schon einmal aufbrausend und sauer sein.

Mîva, die kleine zarte Mîva schüttelte sich sacht beim Aufstehen. Die Nacht war dem Tag in ihrer strahlend lapizlazuliblauen Blüte gewichen. So war es Zeit sich dem Altag zu widmen, langweilige Gespräche zu führen, der Jagd nachzugehen und was eben noch anfiel. Schläfrig gähnte die zauberhafte Fähe, ehe sie nach draußen trat. Die zierliche Grau-Braune ließ den Blick umher schweifen, jedoch schien der REst des Rudels noch nicht auf den Beinen zu sein. Wie schade aber auch.
Nur der Geruch der beiden Prinzessinen und eines Fremden lag in der Luft - ein widerlicher Geruch. Kilén war ebenso unfähig ein Rudel zu führen, wie Cyalí. Beide lediglich verwöhnte kleine Biester, die ihren Vater ausnutzten. Angewidert verdrehte sie die Augen, als sie einen der wertvollen Gedanken an die beiden verschwendete. Müde gähnte Mîva, ließ sich wieder unter einem Baum nieder. Nun gut, wenn sich niemand fand, der ihre Langweile vertrieb, würde sie sich dem Schlaf noch einige Minuten hingeben. Mîva seufzte wohllig auf, ehe sie die Schnauze unter ihrer Rute verbarg.

Eilîan hatte die gesamte Nacht über außerhalb des Rudels verbracht, es nicht für nötig gehalten, sich in den Schutz des Rudels begeben. So war er schon zu früher Stunde fischen gewesen, hatte einige leckre Happen erbeuten können. Der junge Graue war rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Kristallsee, doch schien dieser schon von der hübschen Kilén und einem Fremden eingenommen. So begnügte er sich damit, die zarte Braune mit einem freundlichen Lächeln und einem einfachen "Guten Morgen, Prinzessin." zu begrüße. "Verzeiht die Störung.", murmelte der junge Eilîan, ehe er sich auf den Weg zurück zum Rudel begab. Der Rudelplatz war rasch erreicht, und schon sah er den ersten Wolf auf dem Rudelplatz. Mîva schien gerade erst aus der Höhle gekommen zu sein - und schon schlief sie wieder. Ein kurzes Lächeln erhellte seine Züge, jedoch wagte er es nicht, sie zu stören, was wohl richtig sein musste. Wer die Grau-Braune weckte, hatte mit einem übellaunigen Wölfchen zu tun, mit dem kaum zu reden war. Leise seufzte der junge Graue, trat in die Höhle ein.

Sylár lächelte Kilén sanft an. "Was mich hier her zieht? Das Verlangen, meinen dDrst zu stillen, nehme ich an. Oder aber schlichtweg dieser Anblick... Ja, ich glaube letzteres trifft eher zu." erklärte er ihr und ließ sich dann auf sein pelziges Hinterteil sinken. Er leckte sie über seine Lefzen, den Blick noch immer auf die Sonne gerichtet. Sialar, die über uns alle wacht.., dachte sich der Wolf.
"Eure Schwester Cyalí ist eine charmante, junge Fähe. Ich denke ich kann sie gut leiden. Sie scheint recht freundlich zu sein, und ehrlich. Ja. Ich komme gut mit ihr aus und..."
Hier wurde der Wolf von einem Fremden unterbrochen. Der Rüde, dessen Fell die Farbe von grauer Asche hatte, grüßte Kilén nur flüchtig. Sylár hingegen bedachte er keines Blickes.
"Auch dir einen guten Morgen... Wolf." Ja, seinen Namen kannte er nicht. Woher den auch? Und wie sollte er ihn sonst nennen?

Lalína, die mächtige Betafähe der Wanderseelen, ließ ihren Blick über die Landschaft schweifen, die sich unter ihr, unter einer dicken Nebelschicht versteckte. Die Anhöhe, auf der sich die schneeweiße Wölfin befand, nannte sich der Hügel Sialars und war ein Ort der Trauer, der Hoffnung und des Glaubens. Sie ließ sich im taunassen, langen Gras nieder, bettete ihren Kopf auf die Vorderpfoten.
In Gedanken jedoch war die junge Weiße ganz wo anders. Denn diese schweiften in den Weiten des Universums, irgendwo bei Sialar umher, und bei den Ereignissen der Vergangenheit, an die sie sich erinnerte. Vieles war passiert in den letzten Jahren, schöne und unschöne Dinge. Und dennoch... Lalí wollte nichts an ihrem Leben ändern, besaß sie doch einen hohen Rang und so einiges an Einfluss.

"Na wenn sie mit ihr gut zurecht kommen." fuhr sie sich selbst noch einmal vor Augen. Kilén schuate nach hinten, dort wo Eilîan seine Runde drehte, sie wahrscheinlich im See erfrischen wollte. "Guten Morgen, edler Eilîan. Ihr seid jeder Zeit willkommen." grüßte sie ihn mit einem koketten lächeln und zarter Stimme. Nach ihrer werten Begrüßung schaute sie wieder zu Sylár. Ein Lächeln der stolzen Prinzessin wurde ihm geschenkt. "Wo waren wir stehen geblieben?" fragte sie verschmitzt.
Kilén trat aus dem Wasser, schüttelte sanft das kühle Nass aus ihrem Pelz. Bis Kilén sich hin legte und ihre Augen schloss. Die Sonne war bereits warm und tat der Fähe gut.

Selbst Igasho schien noch im Traumland seine Runden zu ziehen, so war der junge Rüde es Leid, sich am schlafenden Rudelplatz herum zu treiben. Eilîan zog es zu den Hügeln Sialars, den heiligen Hügeln der Göttin. An so manchem traurigem Tage hatte er sich an diesen Ort zurück gezogen, dem Ort, an dem die meisten Zermonien seines Rudels stattgefunden hatten. Leise seufzend musste der Graue jedoch nun feststellen, das Lalína dieselbe Idee gehabt haben musste, sich schon auf der Anhöhe befand. Doch im Gegensatz zu Kilén hatte sie keinen befremdlichen Wolf im Schlepptau. "Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich mich zu Euch geselle, edle Betafähe?", begrüßte er die zierliche Schönheit in Weiß, ehe er sich neben ihr niederließ, nicht auf ihre Antwort wartete. Wohl möglich war dies nicht gerade die höfliche Art, mit der man eine Betafähe behandelte, aber das war dem Grauen doch herzlichst egal, so interessierte ihn lediglich der zauberhafte Anblick, den man von diesem Hügel bei Sonnenauf - und untergang hatte. Denn schon der Kristalsee war nicht zu haben gewesen, und der Lichterwald allein genügte ihm nicht.

Lalína hob ihren Kopf, als sie die wohlbekannte Stimme Eilîans vernahm. Ihr Blick wanderte über den Körper des Wolfes, dessen Fell die Farbe von verbranntem Land hatte. Eine ungewöhnliche Farbe, wie die junge reinweiße Fähe fand. Natürlich hatte sie schon oft graue Wölfe gesehen, aber nicht in so verschiedenen Grautönen wie sie bei Eilîan auftraten, und noch dazu so dunkel.
"Ja, natürlich. Ich habe nichts gegen Gesellschaft, Lîan." erklärte sie ihm, ehe sie ihrem Blick wieder der Sonne zuwandte.

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muss off, sry, kurz (:

Eilîan spürte ihren Blick auf sich ruhen, etwas doch befremdliches für den jungen Rüden. Doch es entging ihm immer wieder mit der Zeit, das kein Weiterer in dem Rudel seine aschengraue Färbung teilte. In vielerlei Hinsicht war der junge Rüde im Anbetracht seiner Farbe Einzigartig, doch war dies nicht jedes Individum?
"Das freut mich, Lalí.", erwiderte der junge Rüde wortkarg. Allein der Anblick der Sonne, welche in zartes Rosa getaucht war, den Himmel durch ihr Farbenspiel bereiccherte, sprach Bände ohne einen Laut von sich zu geben.
"Unsere Prinzessin Kilén hat einen Fremden in ihrer Gesellschaft. Ist er dir schon einmal begegnet? Ein grau-weißer Rüde, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich einen Fehler begangen habe, sie dort allein gelassen zu haben.", teilte er der zauberhaften Weißen mit, um nun doch in den Genuss einer Konversation zu gelangen. Eilîan erhob sich, als der Himmel in ein zartes Blau getaucht wurde, schüttelte kurz seinen dichten Pelz.

Lalína sah neugierig zu Lîan. Sie erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, schüttelte sich danach ausgibig. Ihr Blick jedoch wanderte starr in die Ferne, an einen Punkt, den nur die Fähe selbst zu kennen schien. "Ein Fremder also...? Soso. Nein, mir ist der Wolf noch nie begegnet. Ein Rüde also... Nicht uninteressant. Ich hoffe nur, dass du wirklich keinen Fehler gemacht hast. Aber ich bezweifle es. Wenn der Grauweiße jetzt noch keinem etwas getan hat, wieso sollte er sich dann an der Prinzessin vergehen? Es würde ihm nichts bringen, denke ich..." Lalína überlegte laut, ließ ihren Gedanken freien Lauf.
"Ach, und Lîan? Mach dir nicht immer so viele Sorgen, du kleiner Spießer." sie grinste den Rüden schelmisch an, ließ ihre weiße Vorderpfote an seine Flanke wandern. Sanft versetzte sie dem Wolf einen Stoss damit, indem sie Druck ausübte, sich mehr oder weniger gegen ihn lehnte.
"Duu? Lîan? Ich hab... ich muss dir was sagen..." innerlich kugelte sie vor Gelächter.